Alarmsignal: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit

Alarmsignal ist ein deutliches Anzeichen für eine bedrohliche Entwicklung.
Die Wissenschaft hat die Aufgabe, in der gesellschaftlichen Entwicklung auf die bedrohlichen Alarmsignale hinzuweisen und deren Gründe zu analysieren.

Seit 2002 laufende Langzeitstudie des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld liefert die neuesten Alarmsignale für bedrohliche Entwicklungen in unserer Gesellschaft.

Im Mittelpunkt dieser Langzeitstudie steht ein zentraler Begriff, den die Wissenschafter als „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ nennen. Mit diesem Begriff werden die Entwicklungen beschrieben, wie Menschen unterschiedlicher sozialer, religiöser und ethnischer Herkunft mit ihren verschiedenen Lebensstilen in dieser Gesellschaft leben, Anerkennung erfahren oder aber sich feindseligen Mentalitäten ausgesetzt sehen.

Für 2010 stellen die Forscherinnen und Forscher fest, dass gerade die Besserverdienenden und Einflussreicheren im Zuge der Krise ihre gesellschaftlichen Normen verlieren und reaktionär statt zivilisiert, tolerant und differenziert reagieren.

Besonders beunruhigend ist dabei, wie sich Vorurteile und Abwertungen ihren Weg in die Politik und die so genannte Mitte der Gesellschaft bahnen. Schon im vergangenen Jahr stellte die Studie fest, dass das Empfinden einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Krise massive Auswirkungen auf Abwertungen und Ausgrenzungen hat.

Wer sich bedroht fühlt, wertet andere ab, um sich besser zu fühlen. Dies zeigt sich auch in Bezug auf  Fremdenfeindlichkeit.

Neu ist allerdings, dass die Vorurteile auch dort auf dem Vormarsch sind, wo sie gemeinhin nicht oder weniger erwartet werden: Am stärksten angestiegen ist die Islamfeindschaft von 2009 auf 2010 bei den Menschen, die sich politisch links oder in der Mitte einordnen.

Deutlich ist etwa aus der Untersuchung zu erkennen, dass es gehaltsübergreifend zu einer Entsolidarisierung mit denen kommt, die als „fremd“ empfunden werden.

Für die Integrationspolitik können diese Entwicklungen fatale Folgen haben. Aber auch für die Qualität einer humanen  und gerechten Gesellschaft. Die Politik muss endlich mal begreifen, dass diese Qualität vom Umgang mit schwachen Gruppen abhängt.