Kinderarmut in Deutschland

In Deutschland gibt es eine soziale Spaltung der Gesellschaft – und die macht selbst vor Kindern nicht halt. Wie aus einer aktuellen Studie unter dem Titel „Verschlossene Türen.
Eine Untersuchung zu Einkommensungleichheit und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen“(August 2019) der Forschungsstelle des Paritätischen Gesamtverbands hervorgeht, werden arme Kinder in Deutschland zunehmend ausgegrenzt. So habe bei den Familien der Konsum über einen Zeitraum von zehn Jahren zwar durchschnittlich moderat und beim obersten Zehntel sogar spürbar zugenommen. Arme Familien hingegen hätten aber real weniger Geld zur Verfügung gehabt, um ihren Kindern Freizeitaktivitäten zu finanzieren.

Während laut Studie die durchschnittlichen Ausgaben für ein Kind bei rund 600 Euro pro Monat lagen, konnten die ärmsten zehn Prozent der Paarhaushalte mit einem Kind nur 364 Euro für ihr Kind zusammenkratzen. Die reichsten zehn Prozent der Familien gaben hingegen für ihr Kind im Schnitt 1.200 Euro im Monat aus. Besonders eklatant seien die Unterschiede bei den Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung und Kultur. Dafür hatten die ärmsten Paarhaushalte mit einem Kind gerade einmal 44 Euro pro Monat zur Verfügung, was preisbereinigt fast 30 Prozent weniger war als zehn Jahre zuvor. Bei der durchschnittlichen Familie waren es 123 Euro, bei den reichsten 257 Euro. Mit eingerechnet wurden dabei den Angaben nach auch Sachleistungen, Gutscheine und Rabatte.

Wie bereits aus Zahlen der Arbeitsagentur bekanntgeworden ist, sind von Armut insbesondere Kinder mit nichtdeutscher Staatsbürgerschaft betroffen. Während in Deutschland die Zahl der Kinder, die von Hartz-IV-Leistungen leben, im vergangenen Jahr zurückgegangen ist, stieg die Zahl bei ausländischen Kindern um über 4 Prozent auf 646.704.

Das sind die Folgen der Armut?
Das Gefühl nicht dazu zu gehören, ausgegrenzt zu sein und abseits stehen zu müssen, ist das Lebensgefühl armer Kinder in Deutschland. Frust, Resignation, weniger Bildungserfolg und höhere Krankheitsanfälligkeit sind daher sehr häufig die Folgen der Einkommensarmut der Familien.

Was wir brauchen ist eine einkommens- und bedarfsorientierte Kindergrundsicherung. Es muss einen Rechtsanspruch auf Teilhabe im Kinder- und Jugendgesetz geben. Gesetze der Bundesregierung zu Verbesserungen im Bereich Bildung und Teilhabe von Kindern aus armen Familien sind zum Anfang August in Kraft getreten, wonach etwa die Mitgliedschaft in einem Sportverein, Schulausflüge oder Klassenfahrten stärker unterstützt werden. Der Paritätische Gesamtverband bezeichnete dieses Regelwerk als „Flop“. Er bemängelt, dass dies ein Zuschusspaket sei, „mehr nicht“. Bei den meisten Rabattpässen etwa müssten die Familien weiterhin zuzahlen, wozu die Ärmsten nicht in der Lage seien. Nötig seien mehr Gratisangebote.

Kinderarmut darf in Deutschland kein Dauerzustand bleiben. Wir brauchen eine nachhaltige Familienpolitik, die dafür sorgt, dass arme Familien sich endlich aus Armut befreien können.